Andere Schwedenkräuter-Rezepte

  
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Für Schwedenkräuter-Zubereitungen gibt es außer dem kleinen und dem großen Schwedenbitter noch zahlreiche andere Rezepturen.

Allen gemeinsam ist ein hoher Anteil an bitteren Kräutern und eine gewisse Abführwirkung. Ansonsten unterscheiden sie sich teilweise erheblich.

Hier stellen wir einige Schwedenkräuter-Rezepte vor:

Alter kleiner Schwedenbitter

In der ersten Auflage von Maria Trebens Kräuterbuch war das Rezept des kleinen Schwedenbitters noch etwas anders als in späteren Auflagen.

·         20 g Aloe

·         10 g Myrrhe

·         2 g Safran

·         10 g Sennesblätter

·         10 g Manner (Manna)

·         10 g Eberwurz

·         10 g Angelikawurzel

·         10 g Kampfer

·         10 g Zitwerwurzel

·         10 g Theriak venezian

 

In diesem Rezept ist doppelt so viel Aloe, Myrrhe und Eberwurzel enthalten.

Zehnmal so viel Safran ist in diesem alten Rezept enthalten, was die Mischung mit Sicherheit recht teuer macht.

Die Rhabarberwurzel fehlt in diesem Rezept. Sie wird wohl durch die Aloe sehr gut ausgeglichen.

Insgesamt wirkt diese Mischung wohl nahezu gleich wie das heutige Rezept des kleinen Schwedenbitters. Auch der Praxistest hat bisher keine deutlichen Unterschiede ergeben.

Dr. Ernst'sches Mittel von 1700

Die schwedische Lebensessenz vom schwedischen Arzt Dr. Ernst ist eines der ältesten überlieferten Schwedenkräuter-Rezepte. Es stammt etwa von 1700.

Dr. Ernst und seine Familie sollen über hundert Jahre alt geworden sein.

·         20 g Aloe

·         10 g Angelikawurzel

·         10 g Rhabarber

·         10 g Theriak

·         2,5 g Enzian

·         2,5 g Kalmus

·         2,5 g Lärchenschwamm

·         2,5 g Myrrhe

·         2,5 g Safran

·         2,5 g Zitwer

·         0,5 Liter verdünnter Alkohol

 

Dieses Rezept ähnelt relativ stark dem großen Schwedenbitter. Es enthält beispielsweise Lärchenschwamm, Enzian und Kalmus.

Es enthält jedoch keine Muskatbohnen und auch keine Kieselerde, roten Ton und einige andere Kräuter.

Die große Safran-Menge würde dieses Rezept heutzutage sehr teuer machen.

Seine Wirkung ist wohl vor allem wie ein kräftiger Magenbitter mit Abführwirkung.

Aber auch äußerlich angewendet dürfte diese Mischung relativ gut wirken, aber ohne die Intensivtät des kleinen Schwedenbitters.

Altes Rezept aus einer Apothekerzeitung von 1936

Hier haben wir ein relativ altes Rezept, das 1936 in einer Apothekerzeitung veröffentlich wurde.

·         35,50 g Aloe

·         3,75 g Zitwerwurzel

·         3,75 g Safran

·         3,75 g Enzian

·         3,75 g Lärchenschwamm

·         3,75 g Rhabarber

·         3,75 g Theriak venezian

·         50,0 g Wacholder-Latwerge

 

In diesem Rezept ist sehr viel Aloe enthalten, daher hat es wohl eine starke Abführwirkung.

Viel Safran gehört in dieses Rezept, was die Mischung sehr teuer macht.

Als Basis finden wir eine größere Menge Wacholder-Latwerge; eine Zutat, die in anderen Schwedenkräuter-Rezepten nicht vorkommt. Wacholder ist jedoch sehr gut für die Verdauung und auch für die äußerliche Anwendung und erfüllt hier bestimmt zuverlässig seinen Zweck. Wacholder schmeckt auch recht angenehm und leicht süß, sodass die Mischung etwas wohlschmeckender wird.

Kampfer ist nicht enthalten, sodass die kühlende Wirkung wegfällt.

Die Wirkung dieses Rezeptes ähnelt wohl eher dem großen Schwedenbitter als dem kleinen, hat aber durch den Wacholder einen ganz eigenen Charakter.

Schwedenkräuter gross

Bei Kräuterhändlern findet man häufig eigene Schwedenkräuter-Mischungen mit abgewandelten Rezepten.

Das nachfolgende Rezept stammt vom Kräuterparadies Lindig aus München.

Die Mengen sind leider nicht angegeben, aber die Reihenfolge zeigt wohl die Kräuter mit der größten Menge oben, weil dies bei Zutatenlisten üblich ist.

·         Wermutkraut

·         Angelikawurzel

·         Theriak

·         Rhabarberwurzel

·         Myrrhe

·         Zitwerwurzel

·         Kieselerde

·         Enzianwurzel

·         Tonerde

·         Eberwurzel

·         Muskatblüte

·         Kampfer

·         Tormentillwurzel

·         Sennesblätter

·         Safran

·         Muskatnuss

 

Das Rezept wird als "Schwedenkräuter gross" bezeichnet und auch die Inhaltstoffe weisen ganz klar auf den großen Schwedenbitter hin.

Die Aloe wurde durch Wermut ersetzt, was vermutlich mit der Rezeptpflicht bei größeren Aloe-Mengen zusammenhängt.

Muskatnuss steht ganz am Ende der Liste. Das deutet darauf hin, das von dieser Zutat am allerwenigsten in der Mischung enthalten ist. Wenn hier Muskatnuss anstelle von Muskatbohnen verwendet wird, dann ist es auch sehr sinnvoll, nur eine geringe Menge zu verwenden.

Lärchenschwamm, Bibergeil und Kalmus fehlen. Bei den beiden ersten liegt das vielleicht daran, dass beide Zutaten selten sind und für die Wirkung des großen Schwedenbitters nicht unbedingt gebraucht werden. Warum der Kalmus fehlt, ist mir nicht klar.

Obwohl einige Zutaten im Vergleich zu einem Apotheken-Großen-Schwedenbitter ersetzt wurden oder fehlen, wirkt diese Mischung im Großen und Ganzen wohl sehr ähnlich wie der klassische große Schwedenbitter. Auch in der praktischen Erprobung wurden keine deutlichen Unterschiede festgestellt.

Schwedenkräuter für Kräuterbitter

Das nachfolgende Rezept stammt von der Firma Kräuter-Mix GmbH in Abtswind. Man kann Produkte dieses Anbieters bei vielen Kräuterhändlern finden.

In der Grundzusammensetzung entspricht dieses Rezept weitgehend dem kleinen Schwedenbitter.

·         Angelikawurzel

·         Zitwerwurzel

·         Wermutkraut

·         Manna

·         Sennesblätter

·         Theriak

·         Eberwurzel

·         Rhabarberwurzel

·         Myrrhe

·         Kampfer

·         Safran

 

Die Aloe wurde in diesem Rezept durch Wermut ersetzt, was bei frei verkäuflichen Schwedenkräuter-Mischungen verbreitet ist.

Leider findet man auch bei diesem Rezept keine Mengenangabe, sodass man über die Mengen nur spekulieren kann. Vermutlich gibt jedoch die Reihenfolge grobe Informationen über die Mengenverhältnisse..

Der Kampfer steht in diesem Rezept an zweitletzter Stelle. Das deutet auf eine geringere Kampfermenge als im Originalrezept von Maria Treben hin. Auch ein Geruchstest deutet auf einen geringeren Kampferanteil bei diesem Rezept hin.

Der vermutliche geringere Kampfer-Anteil dürfte die Wirkung dieser Mischung abschwächen im Vergleich zum kleinen Schwedenbitter, vor allem was die äußerliche Wirkung angeht. Günstig ist die Abschwächung jedoch für die innerliche Anwendung bei Magenempfindlichen.

Die anderen Zutaten entsprechen jedoch weitgehend dem kleinen Schwedenbitter, sodass auch ihre Wirkung ähnlich sein müsste.

Im Praxistest wurden kaum Unterschiede zwischen kleinem Schwedenbitter und dieser Mischung beobachtet, bis auf etwas weniger Kühleffekte.

Jacobus-Schwedenkräuter

Die Schwedenkräuter von Jacobus sind relativ bekannt. Die Firma bietet einerseits einen kleinen Schwedenbitter an und andererseits eine eigene Mischung, die sich ziemlich stark von der Rezeptur des kleinen Schwedenbitters unterscheidet.

Die Rezeptur basiert eher auf dem großen Schwedenbitter, ist aber auch von diesem relativ verschieden.

·         6,8 g Kap-Aloe

·         2,0 g Angelikawurzel

·         0,8 g Lärchenschwamm

·         0,4 g Myrrhe

·         1,6 g Zitwerwurzel

·         2,4 g Rhabarberwurzel

·         2,0 g Pomeranzenschale

·         1,6 g Fenchel

·         0,8 g Galgantwurzel

·         0,8 g Enzianwurzel

·         4,0 g Süßholzsaft

·         2,0 g Sennesfrüchte

·         14,8 g Brauner Kandis

·         in 0,5 Liter ansetzen

 

Einige typische Zutaten des großen Schwedenbitters sind hier nicht enthalten, z.B. Bibergeil, Roter Ton, Kieselerde, Eberwurz, Kampfer.

Einige andere Bestandteile kommen hinzu, beispielsweise Pomeranzenschale, Fenchel, Galgant, Süßholzsaft und Sennesfrüchte (anstelle von Sennesblättern). Außerdem  enthält die Rezeptur 14,8 Gramm Kandis, der die süßlich macht.

Diese Rezeptur entspricht mehr einen Magenlikör als andere Schwedenbitter-Mischungen. Die zusätzlichen Kräuter wirken günstig auf die Verdauung und fördern zugleich den Wohlgeschmack.

Wer einen eher empfindlichen Magen hat und die Schwedenkräuter vor allem zur Stärkung der Verdauung anwenden will, kann mit diesem Rezept durchaus gute Erfahrungen machen.

Auch äußerlich kann man sich eine gewisse Wirkung erhoffen, aber die dürfte deutlich schwächer als beim kleinen Schwedenbitter ausfallen.



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